Von einer Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) wird gesprochen,
wenn ein Kind oder Jugendlicher das Lesen oder Schreiben in der
dafür vorgesehenen Zeit nicht oder nur sehr unzureichend erlernt
hat. Oft ist in diesem Fall auch das allgemeine Verhalten auffällig:
u.a. Resignation, Aggressivität, Schulangst.
Eine Lese- und Rechtschreibschwäche zeichnet sich dadurch aus, das Kinder und Jugendliche - trotz normal hoher Intelligenz und
regelmäßigem Schulbesuch - oft in der Schule scheitern. Ihre LRS
wird zu spät erkannt, häufig erst, wenn die Kinder und Jugendlichen aufgrund ausgeprägter Schulschwierigkeiten emotionale und psychische Störungen entwickelt haben und sie nicht oder
nur mangelhaft gefördert werden.
Die schulischen Schwierigkeiten, welche die Kinder und Jugendlichen mit einer LRS haben, sind sehr vielfältig. Dabei stehen Probleme beim Verschriftlichen von Wörtern und Erlesen von einzelnen Buchstaben im Vordergrund:
Häufig fallen solche Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten in den ersten beiden Grundschuljahren nicht auf, da alle Kinder Fehler beim Schreiben von Wörtern machen und zugleich noch nicht flüssig lesen können. Im dritten und vierten Schuljahr werden sogenannte "ungeübte Diktate" geschrieben und die Lesefähigkeit von Schülern mit einer LRS weicht immer stärker von den anderen Kindern ab. Zusätzlich zu den Schwierigkeiten im Fach Deutsch treten auch in anderen Fächern Probleme auf, da für nahezu alle Fächer das Lesen und Schreiben die Grundlage für den Wissenserwerb ist.
Trotz aller Bemühungen der Lehrer lernen die betroffenen Kinder keine korrekte Rechtschreibung. Beim lauten Vorlesen versagen die Kinder und Jugendlichen und fühlen sich bloßgestellt. Dies fällt Mitschülern und Lehrern auf und im schlimmsten Fall werden Kinder und Jugendliche, die Probleme beim Lesen und Schreiben haben, als "dumm" oder "wenig intelligent" angesehen. Von Mitschülern gehänselt und von Lehrern unverstanden, nehmen die Kinder nach einiger Zeit nur noch mit Unwillen und Misserfolgserwartung am Unterricht teil.
All diese Dinge versetzen Eltern in Sorge und sie versuchen, durch verstärktes häusliches Üben die Probleme in den Griff zu bekommen. Doch Kinder und Jugendliche, die von einer Lese- und Rechtschreibschwäche betroffen sind, machen hierbei, wenn überhaupt, nur geringe Fortschritte. Dies wiederum führt zu Frustration bei Eltern und Kindern und schlussendlich zu häuslichen Spannungen. In Folge dieser Entwicklung und der alltäglichen Überforderung können sich bei den Kindern und Jugendlichen psychische Probleme entwickeln, die u.a. folgende Symptome aufweisen:
Werden derartige Symptome bei einem Kind oder Jugendlichen beobachtet, sollte zeitnah eine Untersuchung auf LRS von einer anerkannten Stelle durchgeführt werden. Anerkannte Stellen, welche die entsprechenden Tests durchführen, sind u.a.:
Zur Feststellung einer Lese-und Rechtschreibschwäche kommen unterschiedliche psychodiagnostische Testverfahren zum Einsatz:
Je nach Art und Ausmaß der Schwierigkeiten können weitere Tests zur Anwendung kommen, u.a. zur Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit, zur auditiven und visuellen Wahrnehmung, zur Merkfähigkeit sowie zur Intelligenz.
Bei einer solch differenzierten Überprüfung des Leistungsstandards wird nicht nur die Lese- und Schreibentwicklung überprüft, sondern auch Teilbereiche und Umstände, die erschwerend wirken
können. Auch mögliche Ursachen werden abgefragt. Je umfassender eine Diagnostik ist, desto effektiver kann darauf aufbauend gefördert werden.
Es darf hierbei nicht vergessen werden, dass quantitative Testverfahren nicht das alleinige Mittel zur Erkenntnisgewinnung sind. Jedes Kind, jeder Jugendliche ist anders und sollte genau
betrachtet werden. Durch
die Interaktion mit dem Kind und Jugendlichen, auch während der Testung, können aufschlussreiche Erkenntnisse gewonnen werden.
Die gute Nachricht: Unzureichende Lese- und Rechtschreibleistungen lassen sich verbessern. Ein einmal gegebener Leistungsrückstand muss nicht für alle Zeiten Bestand haben. Bei Verständnis und professioneller Förderung werden sich immer - auch bei schwachbegabten Kindern und Jugendlichen - Fortschritte einstellen.
Hierfür benötigen jedoch alle am Prozess Beteiligten viel Geduld und Ausdauer. Familie, Schule und insbesondere die Kinder und Jugendlichen müssen sich entsprechend darauf einstellen. Häufig erfordert dieser Prozess mehrere Jahre, bis die Kinder und Jugendlichen ihre Lese- und Rechtschreibschwäche signifikant korrigieren.
Dabei ist zu beachten, dass eine schulische Förderung als auch eine außerschulische Therapie möglichst frühzeitig beginnen sollte, denn es gilt: Je später begonnen wird, desto geringer sind die Erfolgsaussichten. Wenn eine Therapie verzögert wird, kann es zudem zu einer Generalisierung der Lernstörung kommen und die Gefahr einer psychischen Erkrankung nimmt zu.
In einem ersten Schritt ist es die Aufgabe der Schule, Kinder und Jugendliche mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche gezielt zu fördern. Hierzu hat das Kultusministerium Grundlagen verabschiedet, die bereits viele Bundesländer in entsprechende Richtlinien umgesetzt haben. In der Realität sieht es jedoch oftmals so aus, dass die Schule den hohen Anforderungen an die LRS-Förderung nicht gerecht werden kann. Gründe sind hier u.a. die fehlende Ausbildung von Lehrern bei der Erkennung und Behandlung von Lernschwierigkeiten bei Schülern im Verlaufe des Erstlese- und Rechtschreibunterrichtes sowie zu große Klassenstärken, die es den Lehrern nahezu unmöglich macht, jedes Kind bezüglich seines Leistungsfortschritts im Auge zu behalten.
Unabhängig davon reichen die Förderangebote der Schule in einer Vielzahl von Fällen nicht aus, Kinder und Jugendliche mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche individuell, angemessen und bedarfsgerecht zu helfen.
Um eine Lese- und Rechtschreibschwäche effektiv und effizient behandeln zu können, benötigt es in den meisten Fällen einer außerschulischen Therapie. Bei der Auswahl nach einem LRS-Therapieplatz sollte auf folgendes geachtet werden: